Sara – Sechs Stolpersteine: ein literarisches Tanzprojekt zum Thema „Stolpersteine in Cottbus“
Die Performance „Sara“ entsprechend dem Beinamen, den jede jüdische Frau laut ihres Ahnenpasses nach ihrem eigenen Namen tragen musste, transportiert Gefühle wie Angst, Wut, Ohnmacht. Tanzstücke und Texte vermitteln eindrücklich das Menschsein unter gewalttätigen inhumanen politischen Verhältnissen. Es tanzen Jugendliche der Tanzwerkstatt Cottbus (Leitung Golde Grunske, Ioannis Avakoumidis) und es lesen Jugendliche der Literaturwerkstatt des Glad-House Cottbus (Leitung Ines Göbel).
Der Film zum Projekt wurde am 21.09.2017 im OBENKINO gezeigt. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln des LAP – Lokaler Aktionsplan Cottbus und des Cottbusser Aufbruchs.
Zum Hintergrund:
83 Stolpersteine sind in Cottbus verlegt worden und erinnern an das Schicksal Cottbuser Juden unter dem Nazi Regime. Mit sechs Bruchstücken von Biografien, erschütternden Briefen und Zeugnissen beschäftigten sich junge Tänzerinnen und Autorinnen. Obwohl diese Zeit anfangs unvorstellbar für die Jugendlichen war, fühlten sie sich gedanklich und körperlich in die Geschichten ein, setzten sich auseinander mit Verachtung, Ausgrenzung, Entrechtung und schließlich Ghettoisierung und Vernichtung. Was durch Propaganda und demagogische Beeinflussung mit dem Denken und Handeln der Nichtjuden passierte, stellte sich ihnen als Frage im Anschluss. Warum war das möglich?
Drei Stolpersteine in der Spremberger Straße 37 vor der Kartoffelkiste erinnern an Marta, Berta und Lina Teichler, polnische Jüdinnen, die 1938 nach Polen abgeschoben wurden. Martha und Berta starben nach zahlreichen Entbehrungen im Warschauer Ghetto.
Hinter den drei Stolpersteinen auf dem Schlosskirchplatz 3 verbirgt sich die Geschichte von Moritz, Martha und Auguste Stenschewski. Tochter Auguste wurde 1940 „wegen plötzlich aufgetretener gemeingefährlicher Geisteskrankheit“ abgeholt und verstarb mit 25 Jahren in der Landespflegeanstalt Brandenburg a. H., einem Euthanasie-Mordzentrum. Die Eltern Martha und Moritz Stenschewski kamen 1942 in das Warschauer Ghetto und kehrten nicht zurück. (Quelle: Erika Pchalek „Stolpersteine“ Leben und Sterben Cottbuser Juden)
Fotos: Ulrich Hansen
Am 19.8.2021 waren wir mit Jugendlichen der Tanzwerkstatt und der Literaturwerkstatt wieder an diesem Ort: Video ansehen